Entdecke unsere Geschenke für jeden Anlass und überrasche Deine Liebsten

Gemeinsam Bienen retten!

Wenn vor dem Sommer die Blumen zu blühen beginnen, soll es im hessischen Babenhausen wieder summen was das Zeug hält. Dafür hat das naschlabor vergangenes Jahr zusammen mit zwei jungen Landwirten das Projekt „Honigbiene mit Herz“ gestartet. Mithilfe kleiner Fruchtgummis sollen Blühflächen entstehen und den Einwohnern die Biodiversität näher gebracht werden.
von Laura Oehl, 10.4.2022*

Wer derzeit an den Babenhäuser Blühflächen vorbeikommt, sieht vor allem viel Erde. Gleich am Waldrand und der Lache – die durch die Felder fließt und in der sich die Menschen in warmen Monaten die Beine kühlen – liegt eine der Flächen, die im Frühjahr eine bunte Blütenpracht hervorbringen. Vor dem momentan noch hauptsächlich braunen Feld steht ein weißes Schild: „Rettet die Bienen“ steht darauf in schwarzer Schrift, darunter ein kurzer Text. Er stellt das Projekt vor, mit dem das naschlabor und zwei Babenhäuser Landwirte für mehr Biodiversität sorgen wollen.

Bereits 2013 hat das Gründerteam um Geschäftsführer Can Kapikiran das naschlabor ins Leben gerufen. Ihre bunten Fruchtgummis sehen sie vor allem als „süße Geschenke“ – zum Geburtstag, Valentinstag, Weihnachten oder einfach mal so zwischendurch. Vor zwei Jahren seien „die fünf von der Gummibärenbande“, wie Kapikiran das Gründerteam nennt, darauf aufmerksam geworden, dass der natürliche Lebensraum für Insekten und insbesondere Bienen rar sei und weniger werde. Sie beschlossen, dem entgegenzuwirken und feilten an der „Honigbiene mit Herz“, einem kleinen Fruchtgummi mit vier verschiedenen Geschmäckern und der Form einer Biene – inklusive Herz auf dem Rücken zwischen den Flügeln. Die Idee: Eine verkaufte Tüte der Honigbiene finanziert eine Blühfläche, vier Tüten einen Quadratmeter. Insgesamt 30 000 Quadratmeter Blühfläche hatte sich das Team für das erste Jahr vorgenommen, am Ende des Jahres kam Geld für knapp 50 000 Quadratmeter zusammen.

Unterstützt wird das naschlabor von zwei jungen Landwirten aus der Region. Der Hof von Kyra Geißler liegt in der Kernstadt von Babenhausen. Seit etwa zwei Jahren betreibt sie ihn gemeinsam mit ihrem Vater Ralf, der den Hof vor vielen Jahren bereits von seinem Vater übernahm. Knapp 50 Pferde leben dort in vier Stallgebäuden und einem Offenstall. Zusätzlich betreibt die Familie rund um die Stadt Ackerbau. Schon bevor sie mit dem naschlabor zusammengearbeitet haben, hatten sie Blühflächen. Seit Beginn des Projekts im vergangenen Jahr sind es etwa 25 000 Quadratmeter auf zwei Feldern geworden. Das Geld, das durch die „Honigbiene mit Herz“ eingenommen wird, fließt in die Arbeit der Landwirte.

 Die größte Blühfläche von Kyra Geißler liegt am Rande eines Wohngebiets. Hier stehen im Sommer lilafarbene Luzerne, weiße Margeriten, rosa-weißer Schwedenklee und zahlreiche anderen Pflanzen in den buntesten Farben. Nebenan wachsen Sonnenblumen, Dahlien und Gladiolen zum Selbstpflücken. „Diese Blühflächen sind natürlich nicht nur für die Bienen wichtig“, erklärt die 24-Jährige. Auch andere Insekten, Hasen oder Vögel tummeln sich zwischen den hohen Pflanzen und suchen dort nach Nahrung. Wichtig sei es deshalb, dass die Flächen immer in der Nähe von Bienenstöcken oder am Waldrand angepflanzt werden. Doch die Blühflächen helfen nicht nur den Tieren. Insekten wie Bienen oder Marienkäfer nutzen auch den Landwirten, wenn sie deren Felder bestäuben oder Käferlarven und Läuse im Getreide fressen und damit die Pflanzen schützen. 

Wie wichtig vor allem die Bienen für seinen Betrieb sind, hat auch Landwirt Johannes Monath im vergangenen Jahr gemerkt. Der 29-Jährige baut gemeinsam mit seiner Familie im Babenhäuser Stadtteil Langstadt unter anderem Raps, Weizen, Roggen, Zuckerrüben und Mais an. „Im Mai 2021 war es recht kühl, deshalb waren weniger Bienen unterwegs, die unsere Pflanzen bestäubt haben. Dadurch hatten wir dann auch beim Raps weniger Ertrag“, sagt Johannes Monath. In den Blühflächen sieht er eine „Win-Win-Situation“ für die Bienen und die Landwirtschaft. Viele Einwohner, die an den bunten Wiesen vorbeikommen und die jungen Landwirte ansprechen, fänden vor allem den Anblick schön, sagen Kyra Geißler und Johannes Monath. Manche würden aber auch nach den Hintergründen fragen. 

Can Kapikiran kann sich an eine ganz besondere Rückmeldung zu seinem Projekt erinnern: Als das Gründerteam des naschlabors gemeinsam im Restaurant sitzt, kommt ein fremder Mann zu ihnen an den Tisch und gibt ihnen einen Schnaps aus. „Er sagte: Ich finde eure Initiative mit den Blühflächen so cool, den habt ihr euch verdient“, erinnert sich Kapikiran. „Im Gespräch erzählte er, dass es in seiner Kindheit in Babenhausen überall so aussah und er es sehr traurig findet, dass in den letzten Jahren alles relativ karg geworden ist.“